Links: Bambus 5, 2007, Aquarell auf Papier, 20,5 x 15 cm
Rechts: 10 "Kobe"-Aquarelle, 2007, je 20,5 x 15 cm
Eröffnungsrede von Dr. Maren Godzik:
Ich freue mich, dass Sie sich heute Abend die Zeit genommen haben, sich die Ausstellung von Andreas Hentrich anzusehen.
Mein Name ist Maren Godzik und ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien hier in Tokyo. Andreas Hentrich habe ich in Köln kennengelernt, wo ich gewohnt habe, bevor ich nach Japan gekommen bin, weshalb er mich gebeten hat, heute einige einleitende Worte zu seiner Ausstellung zu sagen.
Lassen Sie mich den Künstler vorstellen:
Andreas Hentrich arbeitet seit 1990 als freischaffender Künstler in Köln. Zuvor hat er eine Ausbildung als Gemälderestaurator absolviert, was man der Technik seiner Malerei sicherlich ansieht. Seine Werke – Ölbilder und Aquarelle – hat er inzwischen in zahlreichen Ausstellungen zeigen können.
Seit Anfang September diesen Jahres hat sich Andreas Hentrich im Gästehaus der OAG in Kobe aufgehalten, nicht nur um zu malen, sondern auch um das alltägliche Leben in Japan kennenzulernen. Es ist sein erster längerer Japanaufenthalt und dies ist auch seine erste Ausstellung in Japan.
Sie haben sicher gesehen, dass Andreas Hentrich äußerst naturalistisch arbeitet. Seine Bilder basieren auf Fotos, die er Stück für Stück, über viele Tage bis Wochen hinweg auf Papier bzw. Leinwand überträgt.
Die Bilder, die Sie hier sehen, sind ausschließlich Aquarelle. Wie Sie sehen, sind es zwei verschiedene Gruppen von Bildern: erstens 10 Alltagsszenen und Stadt-Landschaften, die alle bei seinem Aufenthalt in Kobe entstanden sind und zweitens 15 Bilder, auf denen ausschließlich Bambus zu sehen ist.
Bis in jedes Detail zeigen die Kobe-Bilder, was ihm in seinem alltäglichen Leben aufgefallen ist, was ihn interessiert hat, sicherlich auch, was neu für ihn war, also eine sehr persönliche Sicht seiner Umgebung. Es sind andererseits Motive, die wahrscheinlich jeder von Ihnen so oder ähnlich schon einmal gesehen hat. Beim Betrachten der Bilder lässt sich die Wirklichkeit jedoch noch einmal aufs Neue erschließen. Gleichzeitig scheinen mir seine Bilder Erinnerungen wachrufen zu können.
Auch die Bambusbilder basieren auf Fotos, jedoch in einer sehr viel reduzierteren Form. Wie Sie sicher wissen, ist Bambus eins der wichtigsten Motive asiatischer Kunst, vor allem der Tuschemalerei. Dieses in Japan sehr bekannte Motiv nutzt Andreas Hentrich, um etwas ganz anderes zu machen, als in der traditionellen Tuschemalerei üblich. Wie bei einer Choreographie sind die Bambusstangen über das Bild verteilt, stehen jeweils in einer anderen Beziehung zueinander. Der Bambus dient allein dazu, die Bildfläche und den Raum zu strukturieren. Der Betrachter kann sich in jedem Bild neu in den jeweiligen Raum aus Bambus versenken.
Und hier sieht Andreas Hentrich trotz aller Unterschiede eine Verbindung zu dem traditionellen Bambus-Motiv der asiatischen Kunst: Die Bilder vermitteln, wie Tuschebilder oft auch, eine große Ruhe.
Die Konstruktion von Fläche und Raum, Ruhe und Klarheit sind die Themen, die Andreas Hentrich in seiner Malerei zurzeit am meisten beschäftigen. In einer Mappe hat er Fotos früherer Werke zusammengestellt. Bitte werfen Sie auch einen Blick darein.
Und nutzen Sie die Gelegenheit, mit dem heute anwesenden Künstler persönlich zu sprechen.