Galerie Brühl, Brühl 2009



Links: o.T. (Objekte 69), 2007, Öl auf Leinwand, 100 x 180 cm
Mitte links: o.T. (Objekte 77), 2009, Öl auf Leinwand, 150 x 120 cm
Mitte rechts: o.T. (Objekte 3), 2000, Öl auf Leinwand, 110 x 135 cm
Rechts: o.T. (Objekte 4), 2000, Öl auf Leinwand, 110 x 115 cm






Links: o.T. (Objekte 36), 2003, Öl auf Leinwand, 110 x 170 cm
Mitte links: o.T. (Objekte 78), 2009, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
Mitte rechts: o.T. (Objekte 6), 2001, Öl auf Leinwand, 120 x 130 cm
Rechts: o.T. (Objekte 10), 2001, Öl auf Leinwand, 105 x 160 cm




Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 04.08.2009:


Alltägliches wird zu Kunst
Von Alexander Kleinschrodt

Die fotorealistischen "Objekte"-Bilder entdecken fremde Dimensionen alltäglicher Gegenstände.


Normalerweise würden wir diesen Kram keines Blickes würdigen: Dekoartikel aus der Schöner-Wohnen-Abteilung, billig, austauschbar. "Es sind auf jeden Fall Dinge, die keinen Nutzwert haben", sagt Andreas Hentrich. Auf seinen Gemälden aus der "Objekte"-Reihe, die jetzt in der "galerie.bruehl" zu sehen sind, werden die alltäglichen Gegenstände zum Ausgangspunkt von malerisch virtuosen Studien. Hentrich setzt sie in penibel ausgewogenen Kompositionen auf weißem Grund in Szene.

Der Kölner hat ursprünglich den Beruf des Gemälderestaurators erlernt - und damit die Grundlage für sein exaktes künstlerisches Handwerk gelegt. 1990 schwenkte er endgültig auf eine künstlerische Laufbahn ein; seit 2000 arbeitet er an der "Objekte"-Reihe.
Stilistisch stehen seine "Objekte" dem Fotorealismus am nächsten. Mit der marktgängigen Schublade kann sich Hentrich zwar durchaus identifizieren, doch schränkt er sofort wieder ein: "Vom definitionsgemäßen Fotorealismus unterscheide ich mich dadurch, dass ich die Gegenstände isoliere und sie nicht in einem Zusammenhang der Alltagswelt zeige." Allein aus den "Bedürfnissen der Formen" entwickele er seine Ansichten.
Wenn er durch die Nippes-Geschäfte schlendert, kann es sein, dass Hentrich plötzlich von irgendeiner Holzkugel, einem Fächer oder etwas Ähnlichem nicht mehr loskommt. "Ich weiß dann sofort: Das hat Potenzial." Im Atelier erprobt er verschiedene Anordnungen und Ansichten mit den zunächst einmal nichtssagenden Dingen, bis "es stimmt". Wann dieser Zeitpunkt da ist, ist eine rein intuitive Entscheidung. Die stimmige Komposition fotografiert er. Das Foto ist Vorlage für einen langen Malprozess.
Die "Objekte" pendeln für den Betrachter schließlich zwischen schon aus der Ferne erkennbaren, eindeutigen Gestalten und den unendlichen Nuancen von Farbfeldern und Schattierungen, die sich bei näherer Betrachtung zeigen. Die Hentrich-Bildwelten erinnern daran, dass Sehen ein Vorgang ist, der kein Ende hat.

Gelungen ist auch die Hängung der Ausstellung, die Andreas Hentrich mit Galeristin Nicole Ritter erarbeitet hat. Die fein austarierte Bespielung gibt dem Galerieraum ein Gleichgewicht, in dem die eigentlich so in sich ruhenden Gemälde überraschend bereitwillig Beziehungen miteinander eingehen.

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