Galerie Siedenhans & Simon, Gütersloh 2012



Links: o.T. (Objekte 79), 2009, Öl auf Leinwand, 110 x 130 cm
Rechts: Blätter 4, 2010, Öl auf Leinwand, 90 x 100 cm







Hinten links: Blätter 7, 2011, Aquarell auf Papier, Durchmesser 30 cm
Hinten rechts: Blätter 8, 2011, Aquarell auf Papier, Durchmesser 30 cm
Vorne: Zwei Skulpturen von Samo Skoberne, o.T., Kirsche




Artikel in Die Glocke, Gütersloh vom 19.05.2012:


Stille Schönheit, pure Ästhetik
Von Doris Pieper


Warum malt einer bunte Kugeln, gekräuselte Kohlblätter oder dekoratives Flechtwerk, wenn man diese Objekte doch auch einfach fotografieren könnte? Worin liegt der Reiz, Natürliches nicht einfach nur abzubilden, sondern über sich hinauswachsen zu lassen?

Warum zaubert der Kölner Künstler Andreas Hentrich mit hauchdünnen Marderhaarpinseln akribisch Flächen und Formen auf die Leinwand, die in der Realität gar nicht so schön sein können, wie sie auf seinen Bildern erscheinen? Es ist so einfach wie kompliziert: Es geht ihm um die perfekte Ästhetik. Er erschafft eine nahezu altmeisterliche Schönheit von zeitloser Leichtigkeit – eine, die er sich hart erarbeitet.

Ganz schlicht „Naturalien“ haben Coletta Siedenhans und Johanna Simon von der gleichnamigen Galerie an der Gütersloher Kökerstraße 13, ihre aktuelle Ausstellung (bis 8. Juli) betitelt. Jedes weitere Wort wäre auch zu viel – sowohl für Hentrichs Malerei als auch für die Holzskulpturen des Künstlers Samo Skoberne, die sich einen eleganten Dialog mit den Bildern liefern.

Auch dem slowenischen Bildhauer geht es darum zu erkennen, was hinter dem Offensichtlichen steckt. Dafür nimmt er Holzstämme gekonnt auseinander. Er schneidet Fichte, Kirsche oder Lärche in Scheiben und stellt diese in neuen, mitunter verspielt wirkenden Formationen wieder zusammen. Er schält und zerteilt knorrig gewachsene Efeuäste in filigrane, mäandernde Zweige, die er zu Raum schaffenden Skulpturen wieder zusammenfügt. Natürliche Formen werden unter seinen Händen zu gewachsener Geometrie – mal linear (Komet), mal rund (Ring), mal eckig, mal polygonal. Sie geben Einblick in die Struktur des Materials, ermöglichen Durchblicke und erlauben Ausblicke auf das, was sie mit dem Raum machen, in dem sie stehen.

Das Spiel Skobernes mit der natürlichen Schroffheit seiner Arbeiten einerseits und der künstlerisch zugefügten Glätte andererseits passt gut zum malerischen Balanceakt, dem Andreas Hentrich in seinen Bildern frönt. Nicht das detailgetreue Abbild der Natur ist ihm wichtig, sondern das Spiel von Licht und Schatten, von Form und Farben macht er zu seinem Metier. Dank seiner deutlichen Affinität zur japanischen Kunst muten seine Bilder wie eine gemalte Kontemplation an – und das auch noch dreidimensional.

Diese Ausstellung lädt ein zum Staunen und Innehalten.

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